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Menschen mit Schwerbehinderung: Gelungene berufliche Integration
„Beim derzeit herrschenden Fachkräftemangel ist die Beschäftigung von Arbeitnehmern mit Behinderung ein großes Thema“, sagt Annette Petermann, Fachberaterin der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) in Bad Hersfeld. Gemeinsam mit Michaela Kehl-Bätz vom Integrationsfachdienst (IFD) hat sie am Mittwoch einen Inklusionstag bei der Firma RS Components am Eichhof organisiert. „RS Components beschäftigt viele Menschen mit Schwerbehinderung“, sagte Annette Petermann.
Zum Inklusionstag waren Vertreter verschiedener Firmen eingeladen. Mit dabei waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firmen Trox X-Fans, DHL, Libri, Hilti und Filament Factory, der Stadt Bad Hersfeld, vom Verein „Die Brücke“ und Dirk Noll, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Hersfeld-Rotenburg.
Gemeinsam mit der RS-Personalchefin Ivonne Clobes-Scholz führten Betriebsrat und Schwerbehinderten-Beauftragter Henrik Krähe sowie dessen Kollegin Tanja Koch die interessierten Besucher durch die riesigen Hallen am Eichhof. Dabei standen die behindertengerecht ausgestatteten Arbeitsplätze des Unternehmens im Fokus. Höhenverstellbare und elektrische Transportmaschinen, Schreibtische, Stühle und Bildschirme, die den jeweiligen Behinderungen der Beschäftigten angepasst werden können, wurden den Besuchern gezeigt.
„Wir haben 320 Beschäftigte, davon 30 sind Menschen mit Behinderung“, sagte Henrik Krähe. Ivonne Clobes-Scholz lobte die Vernetzung mit EAA und IFD, die beide Teil des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen sind. Vom Integrationsamt Kassel war Wolfgang Paul dabei. „Derzeit haben wir viele Mittel, um behindertengerechte Arbeitsplätze in den Unternehmen zu finanzieren“, so Paul. Die Gelder dafür stammen aus der Ausgleichsabgabe, die Unternehmen zahlen müssen, die keine Menschen mit Behinderung beschäftigen.
„Behinderung heißt nicht in jedem Fall Rollstuhl“, sagt Michaela Kehl-Bätz. Es gebe sehr viele Menschen, die nicht auf den ersten Blick sichtbare Behinderungen hätte, unter anderem auch psychische Beeinträchtigungen. EAA und IFD begleiten sowohl Menschen mit Behinderung als auch Firmen, die diese einstellen möchten oder bereits beschäftigen. „Uns geht es um die Inklusion von schwerbehinderten Menschen“, sagt Annette Petermann.
Laut Wolfgang Paul gebe es im Landkreis viele Arbeitsplätze, bei denen Menschen mit Behinderung nicht Büros beschäftigt sind, sondern vor allem im Logistik-Gewerbe körperlich arbeiten. Dabei seien technische Arbeitshilfen nötig, um körperliche Dinge auszugleichen.
„Wir sprechen mit unseren Beschäftigten, was sie an ihren Arbeitsplätzen brauchen“, sagte Ivonne Clobes-Scholz. Dabei würden die technischen Hilfen bei Abwesenheit der normalerweise nutzenden Person auch anderen Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt. „Das macht die Arbeit für alle Mitarbeitenden besser“, so die Personalchefin.
Nach der Einführung ging es auf eine rund zweistündige Führung durch die Hallen des Logistikers, bei der die Besucher zahlreiche Fragen stellten. Im Anschluss daran gab es Vorträge für die Besucher sowie diverse Gespräche zum Thema. Annette Petermann und Michaela Kehl-Bätz hatten viele Infomaterialien mitgebracht, die von den Vertretern der besuchenden Firmen gerne mit in ihre Unternehmen genommen wurden.
„Wir möchten gemeinsam Wege finden, Menschen mit Behinderung beruflich zu integrieren“, so Annette Petermann.