„Duoday“: Menschen mit Beeinträchtigung hospitieren einen Tag in Unternehmen
10.07.24 – Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wird am 19. September erstmals der „Duoday“ veranstaltet. Was sich dahinter verbirgt? Menschen mit Beeinträchtigung, die nach Arbeit suchen, können einen Tag lang in einem Unternehmen hospitieren. Die Schirmherrschaft übernimmt Manuela Schmermund, Sportschützin und Paralympics-Teilnehmerin sowie mehrfache Deutsche Meisterin und Luftgewehr-Weltmeisterin aus dem Niederaulaer Ortsteil Mengshausen.
Mit diesem Tag wollen die Veranstalter zum einen Barrieren und Ängste bei Betrieben und Betroffenen abbauen und zum anderen Chancen eröffnen, mehr Menschen mit Beeinträchtigung in den Arbeitsmarkt zu bringen. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat sich zur Organisation des „Duodays“ eine Arbeitsgruppe gegründet, zu der Mitglieder der IHK, der Handwerkskammer Kassel, des LWV Hessen, des Kommunalen Jobcenters, der Sozialen Förderstätten, der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), der Wirtschaftsförderung Hersfeld-Rotenburg, der Kreishandwerkerschaft, der Agentur für Arbeit und des Integrations-Fachdienstes (IFD) angehören.
Michaela Kehl-Bätz, Bereichsleitung Berufliche Integration beim IFD, und Eva De Maertelaere, Arbeitsvermittlerin bei der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, gehören zu den Organisatorinnen dieses Tages. Gemeinsam mit Schirmherrin Manuela Schmermund stellten sie das Konzept vor. „Der Duoday kommt aus Irland und wird seit 2017 in Deutschland durchgeführt“, sagt Kehl-Bätz. „Einige Firmen haben sich bereits angemeldet, um für einen Tag einen Menschen mit Beeinträchtigung mit in den Arbeitsalltag zu nehmen“, fügt De Maertelaere hinzu.
Praktikanten und Mitarbeiter bilden ein Duo
„Duo“ deshalb, weil eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter sich am 19. September intensiv um die Praktikanten kümmert, sie also ein Duo bilden. „Überall herrscht Fachkräftemangel. Die Arbeitskraft von Menschen mit Behinderung wird unterschätzt. Es gibt hoch qualifizierte Menschen, die eine Behinderung haben“, sagt Schmermund. Ihrer Meinung nach ist es eine „tolle Idee, dass Menschen an die Hand genommen werden“ und dass bei den Arbeitgebern „Berührungsängste genommen werden“ könnten. Schmermund arbeitet in der Außenstelle Bad Hersfeld des Regierungspräsidiums Kassel, das sich auch am „Duoday“ beteiligt.Teilnehmen können Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen. Voraussetzung ist, dass sie Arbeit suchen. An diesem Tag können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fähigkeiten zeigen und aktiv erproben. „Wir wollen Begegnungen schaffen“, so Schmermund. „Bisher haben sich einige kleine und mittelständische Betriebe angemeldet“, so De Maertelaere. Das Ziel der Organisatorinnen ist es, Arbeitgeber aufzuklären, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen wertvolle Arbeitskräfte sein können. „Sie legen oft mehr Energie in den Job und sind oft deutlich engagierter“, sagt Schmermund. Anders zu sein, werde in der heutigen Gesellschaft oft als „Schwäche“ gesehen. „Wir möchten Ängste auf beiden Seiten nehmen“, fügt sie hinzu.
Suche nach weiteren Betrieben und Teilnehmenden
„Wir suchen noch Arbeitgeber, die beim ‚Duoday‘ mitmachen möchten“, so De Maertelaere. Es könnten sich auch Betriebe beteiligen, die aktuell keine offenen Stellen zu besetzen haben. „Wenn sich aus dem ‚Duoday‘ am Ende ein Arbeitsverhältnis ergibt, ist das umso besser“, sagt Kehl-Bätz. Um den Tag aufzuarbeiten, Erfahrungen auszutauschen und ein Fazit ziehen zu können, wird es eine Abschlussveranstaltung geben. „Wenn wir im ersten Jahr nur fünf oder sechs Teilnehmende haben, dann sind wir schon zufrieden“, sagt sie. Ziel sei es, dass die Aktion sich entwickeln könne und von Jahr zu Jahr größer werde. „Noch sind wir am Anfang, aber wir möchten stetig wachsen“, fügt De Maertelaere hinzu.Arbeitgeber und Interessenten mit Beeinträchtigung aus dem gesamten Landkreis Hersfeld-Rotenburg können sich bis zum 16. August bei den Organisatorinnen anmelden. Dafür stehen Michaela Kehl-Bätz (Telefon 06621/50943) und Susanne Wirth (Telefon 06621/50945) zur Verfügung.
„Von dem ‚Duoday‘ profitieren beide Seiten“, ist De Maertelaere sicher. „Die Praktikantinnen und Praktikanten können sich präsentieren und die Firmen lernen die Menschen kennen.“ Wenn der „Duoday“ hilft, Menschen mit Beeinträchtigung in den Arbeitsmarkt zu helfen, dann ist ein wichtiges Ziel der Aktion erreicht. „Zu arbeiten stärkt auch das Selbstwertgefühl“, sagt Manuela Schmermund. (Christopher Göbel) +++