Duo-Day bringt Menschen mit Behinderung und Arbeitgeber zusammen

Erstmals findet im Kreis Hersfeld-Rotenburg ein Duo-Day statt, der dazu beitragen soll, für mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen. Unternehmen können sich noch anmelden.

Hersfeld-Rotenburg – Berührungsängste abbauen und Normalität schaffen, dieses Ziel verfolgt der Duo-Day. Mit diesem Aktionstag, der im Landkreis Hersfeld-Rotenburg erstmals am Donnerstag, 19. September, stattfindet, soll ein langfristiger Beitrag zur Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt erfolgen, erklären die Verantwortlichen Michaela Kehl-Bätz und Eva De Maertelaere.

Organisiert wird der Duo-Day in Waldhessen hauptsächlich vom Integrationsfachdienst (IFD, Artikel unten), dessen Träger der Verein „Die Brücke“ ist, und von der Agentur für Arbeit. Andere Institutionen im Umfeld von Arbeitgeberberatung- und -vertretungen sowie der Betreuung von Menschen mit Behinderung sind ebenfalls involviert, etwa die Sozialen Förderstätten und die Kreishandwerkerschaft.

Am Duo-Day sollen interessierte, nach Arbeit suchende Menschen mit Behinderung, sei es geistige, seelische oder körperliche Beeinträchtigung, die Möglichkeit bekommen, in einen Beruf reinzuschnuppern. Gleichzeitig bekommen teilnehmende Unternehmen und deren Mitarbeiter die Gelegenheit zu interessanten Begegnungen.

Durch die Betreuung durch den IFD können sie sich zu allen Fragen rund um die Anstellung von Menschen mit Schwerbehinderung schlau machen und so Berührungsängste abbauen.

„Es gibt viele Unternehmen, die lieber große Summen Ausgleichsabgaben zahlen, anstatt behinderte Menschen einzustellen“, kritisiert Michaela Kehl-Bätz vom IFD. Deshalb sei es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. „Die Arbeitskraft von Schwerbehinderten wird oft unterschätzt“, sagt Michaela Schmermund.

Sportschützin Manuela Schmermund übernimmt Schirmherrschaft

Die Sportschützin und mehrfache Paralympics-Gewinnerin aus Niederaula-Mengshausen hat die Schirmherrschaft für den Duo-Day im Kreis Hersfeld-Rotenburg übernommen. Sie kennt die Herausforderungen für Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt aus eigener Erfahrung und setzt sich gerne vor Ort für mehr Sichtbarkeit und Inklusion ein, sagt sie.

„Menschen mit Schwerbehinderung strampeln sich oft einen ab, um Anerkennung zu erfahren. Sie sind oft engagierter und motivierter als andere“, sagt Schmermund.

Noch bis zum 16. August können sich sowohl Unternehmen als auch interessierte Menschen, die auf der Suche nach einem Job sind, anmelden. Die zueinander passenden Duos fügen dann der IFD und die Arbeitsagentur zusammen. Denn die teilnehmenden Menschen mit Behinderung sollen an diesem Tag aktiv in die Arbeit im Unternehmen eingebunden werden, erklären die Organisatorinnen. Anforderungen und Vorstellungen sowie die Qualifikation müssen aufeinander abgestimmt sein.

Auch Manuela Schmermunds Arbeitgeber, das Regierungspräsidium mit Außenstelle in Bad Hersfeld, beteiligt sich am Duo-Day. Weitere, vorwiegend kleinere Betriebe aus der Region haben sich ebenfalls angemeldet.

Arbeitgeber haben oft Vorbehalte gegenüber der Beschäftigung von Schwerbehinderten

Michaela Kehl-Bätz erklärt, dass viele Arbeitgeber Vorbehalte hätten, Menschen mit Schwerbehinderung einzustellen. Gleichzeitig gibt es für beeinträchtigte Menschen viele Hemmschwellen zu übertreten, sollten sie in ein neues Arbeitsumfeld kommen. Eine offene Kommunikation und Beratung sei deshalb immer ratsam, meint Kehl-Bätz.

„Unsere Gesellschaft lebt den Perfektionismus. Nicht so zu sein, wie alle anderen um einen herum, wird als Schwäche angesehen“, sagt Schmermund ernst. Einige Menschen mit Behinderung sind auf Hilfestellungen angewiesen, die die Intimsphäre betreffen. Das führe zu Schamgefühlen. Andere brauchen gegebenenfalls längere Pausen für Toilettengänge oder die Einnahme von Medikamenten. In solchen Fällen erhält der Arbeitgeber aber einen Ausgleich, erklärt Kehl-Bätz.

Bei einem Unternehmen muss für eine Teilnahme am Duo-Day nicht zwangsläufig eine Vakanz vorliegen. Es gehe darum, etwas Neues auszuprobieren, neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt kennenzulernen und soziales Engagement zu zeigen, sagt Eva De Maertelaere von der Agentur für Arbeit. Und solle es am 19. September nicht klappen, so sei ein eintägiges Probearbeiten grundsätzlich immer möglich, sagt die Arbeitsvermittlerin. (Laura Hellwig)

© die Brücke | Verein für Psychosoziale Hilfen im Kreis Hersfeld-Rotenburg e.V.